Mädchen vor Aussicht auf Drakensberge
South Africa,  Travel

Abenteuerliche Fahrt ins wunderschöne Nichts

Eigentlich war geplant um 5 in Coffee Bay loszufahren, um der Mittagshitze zu entkommen. Das hat natürlich nicht hingehauen, weil wir noch Tanken mussten. Wir hatten uns schon am Tag vorher informiert, wo die nächste Tankstelle ist und haben herausgefunden, dass man dafür ungefähr 20km fahren muss. An sich war das kein Problem, leider hatte sie aber am Abend vorher schon geschlossen und die Frau an der Rezeption hat uns gesagt, dass sie erst so gegen 7 Uhr öffnet… Das war die einzige Tankstelle im Umkreis und, weil wir so oder so nur noch mit Reserve gefahren sind, hatten wir keine andere Wahl als etwas länger zu schlafen und später loszufahren. Als wir am Vorabend mit 2 netten Männern aus unserem Hostel, die witzigerweise auch aus Port Elizabeth kamen, Pizzaessen waren, haben wir mit ihnen auch kurz über die Tankstelle geredet und haben sie gefragt, ob es nicht doch noch irgendeine andere gebe. Die beiden wussten von keiner anderen Tankstelle, haben uns aber einen Tip zu der einen gegeben. Sie haben uns erklärt, dass man die Tankstelle an sich nicht sehen könne, weil sie nicht direkt an der Straße sei und man wirklich darauf achten müsse nicht vorbei zu fahren. Sie seien letztes Mal daran vorbei gefahren und es habe wirklich lange gedauert, bis sie sie gefunden haben. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite seien kleine Shops, nach denen man Ausschau halten solle.

Nach einer relativ kurzen Nacht haben wir unser Porridge und den Ausblick auf das Meer genossen und sind in Tuckerchen gestiegen. Als wir gerade dabei waren Coffee Bay zu verlassen, wurden wir von einer Kuhherde aufgehalten. Das habe ich echt auch noch nie gesehen. Mitten auf der Straße haben sich bestimmt 20/30 Kühe befunden, die sich auch von Tuckerchen nicht haben stören lassen. Man konnte immer mal ein paar Kühe überholen, weshalb wir irgendwann von Kühen umzingelt waren. Wir hatten Kühe vor, neben und hinter uns und es hat wirklich etwas gedauert, bis wir alle überholen konnten. Gerade als wir dachten, wir hätten es geschafft, sind wir über einen Hügel gefahren und was sehen wir auf der anderen Seite? Ja genau, Kühe… Irgendwann hatten wir es dann endlich geschafft den Kuhherden zu entfliehen und haben uns darauf gefreut mal wieder etwas schneller voran zu kommen. Falsch gedacht, sobald wir die Kühe abgehängt hatten, kamen die Schlaglöcher…

Kuhherde auf Straße

Immerhin haben wir die Tankstelle auf Anhieb gefunden und nach einer Weile wurden die Straßen auch wieder schöner. Die Landschaft war immer noch total schön, Berge, kleine Runde Häuschen und ganz viel Nichts. Ob man´s glaub oder nicht, ich habe es tatsächlich geschafft ein Wenig im Auto zu schlafen.

Wir haben zwar keine großen Pausen gemacht, haben aber in einer kleinen Stadt gehalten, um auf die Toilette zu gehen. Wir sind auf den großen, etwas unübersichtlichen Parkplatz vor einem Supermarkt und einem  KFC gefahren und, während Lena schnell eine Toilette gesucht hat, war ich mit Charlie in einem Liquor Store und habe mir eine Flasche Rosé gekauft. Anne ist mit Mats im Auto geblieben. Der Parkplatz war zwar total chaotisch, weil überall Autos standen, gefahren sind und gehupt haben und ganz viele Menschen zwischen den Autos gelaufen sind aber so richtig unwohl hatte ich mich eigentlich nicht gefühlt. Als Charlie und ich dann aber beim Bezahlen gefragt wurden, ob wir „save“ seien, kam auf einmal ein ungutes Gefühl über mich und wir sind so schnell es ging wieder zum Auto. Die anderen standen schon mit Tuckerchen in der Schlange um rauszufahren und waren total angespannt. Das war auch schon wieder eine seltsame Situation..

Als wir wieder aus der Stadt draußen waren, hat uns Lena erzählt, dass selbst bei KFC die Toilette nicht ging, wegen dem Wassermangel. Mit der Zeit wurden die Straßen wieder breiter und länger, man hat gemerkt, dass wir uns von der Wild Coast entfernt haben. Irgendwann hat es angefangen richtig stark zu regnen. Der Regen wurde stärker und stärker und das Gewitter kam immer näher. Durch die Scheibe konnte man fast nichts mehr sehen und wir sind mit ungefähr 20/30 kmh über die Autobahn geschlichen. Das Gewitter war wirklich direkt über uns, der Donner war laut und wir glauben, dass es in einen der Bäume am Straßenrand eingeschlagen hat. Natürlich hat uns das Gewitter ziemlich aufegehalten und so langsam wurde ich etwas unruhig.

Mein Hintern und mein Rücken taten weh, weil ich seit einer gefühlten Ewigkeit in der Mitte saß und das in einem Viersitzer schon nicht ganz so angenehm ist, außerdem musste ich dringend auf die Toilette. Meine Laune war dementsprechend nicht so gut. Anne meinte irgendwann zu uns: „ Leute, es regnet hier rein, meine Füße werden ganz nass.“ Da mussten wir alle erstmal lachen. Oh man, typisch Tuckerchen. Na ja gefahren ist es ja zum Glück trotzdem noch. Die hintere Scheibe war anscheinend auch nicht ganz dicht, weil es auch dort getropft hat aber,dass die Füße des Fahrers nass werden ist natürlich schlimmer. Ich war so froh, als wir endlich aus dem Gewitter draußen waren und an einer Tankstelle angehalten haben.

Zum Glück war es danach nicht mehr allzu weit. Wir mussten noch etwas mehr als eine Stunde fahren und die Landschaft wurde immer schöner. Überall waren Berge, die in einem satten Grün gestrahlt haben und wirklich besonders aussahen. Ich konnte mir total gut vorstellen wie cool es wäre mit einer Drohne Tuckerchen von oben zu filmen, wie es die langen Straßen in dieser wunderschönen Natur entlang rast.

Endlich am Ziel waren wir alle fertig, hungrig und wollten einfach nur in unser Zimmer und danach kochen. Wir waren immerhin 10 Stunden unterwegs und das ohne Pause und ohne Essen. So einfach ging das mit dem Einchecken aber leider nicht. Aus irgendeinem Grund wurde unsere Buchung nicht angezeigt, obwohl wir eine Bestätigungsmail von unserem Backpacker „Amphitheatre Backpacker Lodge“ bekommen hatten. Für eine kleine Sekunde hatte ich Angst, dass wir den ganzen langen Weg umsonst gefahren sind, weil sie keinen Platz mehr frei haben. Zum Glück war das nicht der Fall. Lange gedauert hat es trotzdem, bis sie alles organisiert hatten und wir die richtigen Dorms bekommen haben. Erst wollten sie uns ein Zimmer geben, dass aber nicht in der gleichen Preisklasse war, da haben wir uns dann aber beschwert und am Ende wurden wir auf 2 Dorms aufgeteilt.

Die Dorms waren wirklich eng aber die Betten waren sehr bequem und auch die Aussicht auf die Berge war toll. Der Backpacker ist wirklich im Nichts. Egal in welche Richtung man schaute, man sah nur Berge und Natur. Eigentlich wirklich wunderschön.

Meine Laune war leider wirklich am Boden. Weil ich erstens müde und erschöpft von der kurzen Nacht und langen Fahrt war, zweitens, weil ich vor Hunger fast gestorben wäre und die Frau an der Rezeption echt langsam war und drittens, weil es keine Aussicht auf ein wirklich leckeres Essen gab. Ich hatte schon in der Woche bevor wir los gefahren sind  gesagt, dass wir mal einen Plan machen sollten, was wir essen möchten und zusammen einkaufen gehen, weil es zumindest in den Drakensbergen nicht einen einzigen Shop gibt. Ich war mir auch nicht sicher, wie das in Coffee Bay so mit Supermärkten ist, die anderen waren aber überzeugt, dass man ja da noch einkaufen gehen könnte und wir Tuckerchen so um ein paar Kilos verschonen. Ich glaube zwar nicht, dass das so einen riesen Unterschied gemacht hätte aber na ja.

Am Ende hatten wir nicht einmal unseren Reis dabei. Wir hatten nur einen Sack Kartoffeln, zwei Säcke Butternuts, 2 Säcke Squashes und eine Dose Haferflocken. Jeder hatte sich noch etwas Obst, ein paar Dosen Chakalaka und Erdnüsse mitgenommen.

Chakalaka ist eine traditionell südafrikanische Würzsauce, die hier bei keinem Braai (Grillen) fehlen darf. Es gibt Chakalaka in den verschiedensten Variationen und von vielen Marken aber die Zutaten, die eigentlich immer enthalten sind, sind Tomaten, Karotten, Paprika, Chili, Bohnen, Weißkohl, Curry und Knoblauch. Chakalaka ist einer unserer Favoriten hier. Meist isst man es zu Pap und Fleisch. Pap besteht aus weißem Maismehl und Wasser und schmeckt nach nicht allzu viel. Es passt aber hervorragend zu Chakalaka.

Einzeln finde ich alle Sachen (die Butternuts, Kartoffeln, Chakalaka etc.) total lecker aber zusammenpassen tut leider nichts so richtig. Die einzige Kombi, die ich mir hätte vorstellen können, wäre Chakalaka mit Reis gewesen. Den hatten wir ja leider zuhause gelassen.. Blöderweise gab es in der Küche nicht einmal Öl und Gewürze für die Allgemeinheit.. Wir haben unsere Zwiebeln versucht mit unserem Wein anzubraten aber so richtig gut geklappt hat es nicht. Salz und Pfeffer mussten wir uns auch bei anderen schnorren… Mein Kürbis hat eine halbe Ewigkeit gebraucht um durch zu werden, weshalb meine Stimmung wirklich ganz am Boden, wenn nicht sogar unterirdisch war. Ich war richtig hangry.

Als dann endlich alles fertig war und ich mir ein Glas meines Lieblingsvinos eingeschüttet habe, war alles wieder okay. Ich verstehe gar nicht, wieso die Küche so schlecht ausgestattet war… In jedem Hostel, in dem wir vorher waren gab es Öl un Gewürze für alle. Und sonst ist die Amphitheatre Backpacker Lodge super ausgestattet. Es gibt einen Pool, eine Bar, eine Sauna und einen Whirl Pool. Oh man, den Whirl Pool vermisse ich wirklich!

Gleich nachdem wir unser Geschirr gespült haben, haben Anne und ich uns erstmal in die Sauna gesetzt. Okay, Sauna ist vielleicht etwas zu viel gesagt, es war eher ein warmer Raum. Schön war es natürlich trotzdem. Danach sind wir kurz in den Pool gesprungen, um uns abzukühlen und haben uns für den Rest des Abends im Whirl Pool entspannt. Charlie und Lena haben sich draußen mit 2 anderen SAGE Net Volunteers unterhalten. Die beiden waren unabhängig von einander dort, was ein Zufall war das denn bitte schon wieder? Es sind ja nur 24 Freiwillige in Südafrika verteilt und 7 treffen sich ohne es zu wissen in dem gleichen Backpacker im Nichts, verrückt!

Zum Glück lagen wir da eine Weile, ich konnte so nämlich hören, dass der Mitarbeiter, bei dem man sich für die geführten Wanderungen anmeldet, mit einer anderen Reisenden ausgemacht hat, die Amphittheatre-Wanderung mit der Lesotho-Wanderung zu tauschen, weil sich für Lesotho nur eine Person angemeldet hat. Wir hatten überlegt, ob wir die Amphittheater-Wanderung mitmachen sollen, hatten uns aber noch nicht angemeldet, weil wir dachten, dass wir noch eine Tag Zeit haben. Ich bin aus dem Pool gesprungen, bin zu den anderen gelaufen und habe das mit ihnen besprochen. Alle waren einverstanden die Wanderung zu machen, obwohl sie schon etwas pricy war. 45 Euro für eine Wanderung ist finde ich schon ziemlich viel aber an solchen Dingen möchte ich dieses Jahr nicht sparen. Ich möchte so viel wie möglich mitnehmen und ich muss sagen die Wanderung war bisher eins meiner Highlights. Hat sich auf jeden Fall gelohnt, wartet ab, bis ihr die Bilder seht.

Ich habe dann alles mit dem netten Mitarbeiter abgeklärt und statt wie geplant auszuschlafen, haben wir uns um 7 zusammen mit einem Kanandier, einer Schweizerin, 3 Engländerinnen und unserem Guide auf den Weg in den Nationalpark gemacht. Unser Guide hat uns erklärt, dass es in den Bergen alle Jahreszeiten an einem Tag geben kann und wir uns eine Regenjacke ausleihen müssen, wenn wir nicht selbst eine haben. Ich hatte eigentlich alle meine Sachen in meine Fransenumhängetasche gepackt. Ich habe sehr gehofft, dass die Jacke dünn ist und erstmal sah es auch gut aus, weil Anne eine wirklich dünne Jacke bekommen hat. Als er mir dann aber einen Daunenmantel in die Hand gedrückt hat, habe ich mich beschwert. Das konnte ja echt nicht wahr sein, als ob ich einen fetten Mantel mit herumtrage, wenn es absolut heiß ist. Zum Glück hat Anne noch eine andere Jacke gesehen, die zumindest etwas dünner war. Leider hat auch die nicht mehr in meine Tasche gepasst, deshalb musste ich mir auch noch einen riesigen Rucksack ausleihen. Ich war etwas genervt, weil ich Rucksäcke nicht besonder mag aber das hat sich im Laufe der Fahrt wieder gelegt.

Wir dachten eigentlich, dass wir vielleicht eine halbe Stunde fahren müssen aber falsch gedacht, ganze 2 Stunden mussten wir noch fahren. Die Fahrt war definitiv auch ein Erlebnis! Am Ende mussten wir nämlich über Steinwege und durch tiefe Pfützen fahren. Wir saßen auf den letzten 2 Reihen, des Minibusses und wurden wieder mal komplett durchgeschüttelt. Bei großen Steinen ist man fast an die Decke geflogen, das war echt witzig.

Als wir dann endlich am Parkplatz ankamen, war ich schon begeistert. Die Berge sahen aus wie der Vulkan, der auf den Volvic Flaschen drauf ist. Die Berge waren grün und sahen total weich aus. Nachdem wir noch ein letztes Mal auf die Toilette gegangen sind und feststellen mussten, dass das Wasser nicht geht, sind wir los gelaufen. Die ersten 1,5 Stunden sind wir in Serpentinen den Berg hochgelaufen. Ich habe direkt gemerkt, dass der Sauerstoffgehalt der Luft viel geringer war und musste mich erstmal etwas akklimatisieren. Es war verrückt, wie schnell ich außer Puste war. Unterhalten konnte ich mich deswegen nicht allzu gut aber es war jetzt auch nicht krass anstrengend. Ich finde es eh schön beim wandern auch mal eine Zeit lang allein zu laufen und einfach die Gedanken schweifen zu lassen.

Drakensberge
gelbe Blumen vor Bergen
Wanderung in den Drakensbergen

Nach ungefähr 30 Minuten hat mich die Schweizerin gerufen, weil es ihr nicht gut ging und sie nicht wusste, was sie machen soll. Ihr war übel und schwindelig aber sie meinte, dass sie das, wenn sie ihre Tage habe, eigentlich immer habe. Als sie das gesagt hat, habe ich mich gefragt, wieso sie überhaupt mitgekommen ist, wenn es immer ist aber ich kann natürlich auch verstehen, dass man deswegen nicht auf einen solche Wanderung verzichten möchte. Der Guide meinte es sei gar kein Problem, sie würde das locker schaffen. Die ersten 1,5 Stunden seien eh das anstrengenste der ganzen Wanderung. Ich bin sehr froh, dass sie nicht auf den Guide gehört hat und einfach zurück zum Auto gegangen ist, um dort auf uns zu warten. Sie hätte das niemals geschafft und der erste Teil war auch nicht annähernd so anstrengend wie das, was danach kam. Immerhin hat ihr der Guide ein Walkie Talkie gegeben, sodass wir mit ihr in Kontakt bleiben konnten, sie musste nämlich um die 5/6 Stunden auf uns warten.

Der schlimmste Part der Wanderung war defintiv der Abschnitt, in dem wir um die 500 Meter richtig steil den Berg hochklettern mussten. Der Weg bestand aus einzelnen Steinen, die teilweise locker waren aber unser Guide war ganz entspannt. Er meinte nur, wir sollen „Rock (Stein)“  rufen, wenn ein Stein herunterkullert. Alle anderen sollen dann an den Rand springen, damit sie nnicht getroffen werden. Lena, Anne und ich hatten echt Probleme mit der Luft, waren eigentlich non-stop außer Atem, hatten teilweise richtig Kreislaufprobleme und mussten gefühlt alle 1,5 Meter eine kleine Pause machen. Alle waren fertig und irgendwann war ich total genervt, weil der Guide jedes Mal, wenn man ihn gefragt hat, wie lang es denn noch ungefähr ist gesagt hat, dass man es schon sehen kann und wir so in 5-10 Mintuen oben sind. Das war natürlich eine Lüge aber vielleicht wollte er uns ja einfach nur motivieren, who knows. Er war immer noch davon überzeugt, dass diese Stelle, weil sie so kurz sei, nicht so anstrengend sei, wie die ersten 1,5 Stunden. Kann ich zwar kein Stück nachvollziehen aber okay, wenn es für ihn so ist, ist das ja gut.

Steiler Pfad

Ich war so erleichtert, als wir endlich oben ankamen. Die Anstrengung hat sich wirklich gelohnt. Die Sicht war wunderschön. Mit baumelnden Füßen saßen wir an der Klippe, haben die Aussicht auf die wunderschönen Berge genossen und unser Lunchpaket verspeißt. Normalerweise hätte ich das Essen jetzt nicht so krass gefeiert, weil es einfach ein belegtes Brötchen mit Käse, Tomaten und Salat gab (natürlich habe ich den Käse verschenkt, hihi) aber nach diesem Aufstieg konnte ich mir nichts besseres vorstellen. Okay, eine Pizza wäre schon auch ganz cool gewesen aber na ja. Der Nachtisch war der hammer. Es gab eine Art selbstgemachten Müsliriegel mit Kokosflocken. Ich habe das Gefühl, dass wir alle etwas unterzuckert waren, deshalb hat der Riegel besonder gut getan.

Nach einem kleinen Fotoshooting (wer hätte das gedacht?) ging es weiter zu dem höchsten Wasserfall der Welt, wenn man unserem Guide glaubt, der uns erklärt hat, dass man in Venezuela falsch gemessen habe und er doch nicht der größte der Welt sei. Die Tugela Falls sind 948m hoch und egal, ob er jetzt der höchste oder einer 2 höchsten Wasserfälle der Welt ist, er ist verdammt hoch. Ich war ehrlich gesagt nicht so überzeugt von dem Wasserfall, er war zwar wirklich hoch aber aufgrund der Wasserknappheit war er nur ganz dünn. Zuerst habe ich ihn gar nicht gesehen. Da fand ich die Wasserfälle in Hogsback definitiv beeindruckender. Aber hey, jetzt kann ich sagen, dass ich mal an einem der höchsten Wasserfälle der Welt stand.

Weil es dann plötzlich etwas kälter war, hatten wir auch keine Lust wie geplant in den Pools zu baden. Ich habe mich stattdessen auf einen Stein gesetzt und etwas meditiert und einfach die Ruhe und Natur genossen. Der Ausblick war wirklich atemberaubend. Ich bin unglaublich froh, dass ich diese 45 Euro für die Wanderung ausgegeben habe.

Ich finde es so wunderschön einfach in der Natur zu sein und zu meditieren, mal den Stress, den man in einer Stadt immer so hat zu vergessen und sich einfach auf das eigene Atmen zu konzentrieren. Mir geht es ziemlich häufig so, dass ich viel zu viele Gedanken in meinem Kopf habe, deshalb tut es mir total gut ab und zu mal abzuschalten. Ich frage mich wieso ich jetzt erst damit angefangen habe zu meditieren, es tut so gut. Ich kann euch wirklich nur dazu ermutigen es mal auszuprobieren. Mir hilft es besonders, wenn ich gestresst bin und mein Kopf zu voll ist aber auch einfach so. Glaubt mir, es ist sehr beruhigend einfach mal loszulassen und an nichts zu denken. Anne hat sich kurz hingelegt und hat einen Nap gemacht und das mit der schönsten View überhaupt, typisch Anne 😛 Okay eigentlich schlafen wir hier alle ziemlich viel aber ich habe das Gefühl, dass Anne einfach überall schlafen kann.

Nach unserer kleinen Pause haben wir uns dann langsam auf den Rückweg begeben. Der Weg war gar nicht mehr anstrengend und ging auch ziemlich schnell. Die einzige Schwierigkeit waren die ungesicherten Strickleitern aus Metall, die man an 2 Stellen an einer Klippe herunterklettern musste. Ich musste mich wirklich überwinden dort herunterzuklettern, weil ich Höhenangst habe. Ich bin stolz auf mich, auf der ersten Leiter hatte ich, als es sich etwas bewegt hat, zwar so viel Angst, dass mir die Tränen kamen aber ich habe es ohne Hilfe geschafft.

Dieses Jahr ist für mich schon eine ganz schöne Herausforderung, immer wieder muss ich meine Ängste überwinden aber ich glaube es tut mir wirklich gut. Natürlich sind diese Situationen nie schön für mich, danach fühle ich mich aber gut und stärker. Mein Selbstbewusstsein in schwierigen und herausfordernden Situation wird immer besser und ich merke, dass ich auch solche Dinge schaffen kann. Dieses Jahr ist wirklich so eine krasse Erfahrung! Gerade im Township wird man auch viel mit starker Armut konfrontiert und das bringt mich definitiv zum Denken.

Ich finde es so schön, was Masifunde hier macht. Nicht nur, dass die Kinder und ihre Talente total gefördert werden, es gibt auch einen Masifunde  Out-of-school-youth Centre, in dem arbeitslosen Jugendlichen geholfen wird entweder einen Schulabschluss, einen Studien- oder Ausbildungsplatz zu bekommen. Ich glaube Bildung ist der einzige Weg hier etwas zu verändern und die riesige Lücke zwischen Arm und Reich zu schließen, deswegen ist es so wichtig, dass man schon früh damit anfängt den Kindern eine Chance auf eine gute Bildung zu ermöglichen. Masifunde hat auch seit kurzem einen Montessori Kindergarten in der Changemaker Academy, mittlerweile gibt es wirklich für Kinder jeder Altersstufe ein Programm bei Masifunde. Das ist echt total cool. Ich kann immer noch nicht glauben, dass Jonas diese Organisation so krass aufgebaut hat und das in so kurzer Zeit, wirklich bewundernswert.

Der Rückweg ging schnell, es wurde aber langsam wirklich kühler und auf den letzten Metern hat es dann noch angefangen zu regnen. Der Regen war kalt und die dicken Tropfen haben richtig weh getan aber es sah so wunderschön aus! In dem Moment sah es wirklich aus wie der Volvic Vulkan. Das Grün der Berge war fast unwirklich und, wenn man in die Ferne geschaut hat konnte man teilweise den Regen, teilweise die Sonnenstrahlen wie feine Linien am Himmel sehen. Ich war verzaubert.

Leider mussten wir dann los und konnten den Ausblick von dem Parkplatz nicht länger genießen, weil die anderen schon im Auto auf Lena und mich gewartet haben. Die Rückfahrt war wirklich ein Abenteuer. Erst wurden wir wieder hin- und her geschleudert aber das war ja nichts besonderes. Alle waren erschöpft und ich habe mich auf Essen und natürlich den Whirl Pool gefreut. Als wir gerade dabei waren durch ein kleines Dorf zu fahren, wurden wir von netten Fußgängern darauf hingewiesen, dass die Dorfbewohner gerade streiken, die Straßen blockiert haben und Busse anzünden. Wir haben alle möglichen Wege probiert kamen aber wirklich nicht durch das Dorf durch.

Ich war erst etwas frustiert, weil mein Magen schon wieder am knurren war aber, als uns der Guide erzählt hat, wieso die Dorfbewohner streiken, konnte ich es zu 100% verstehen. Die Armen hatten einfach seit 5 Tagen kein Wasser und keine Elektrizität. Das finde ich wirklich krass. Ich habe das Gefühl, dass die Regierung hier teilweise echt skrupellos ist.

Weil es auch nicht ganz ungefährlich war in dem Dorf zu bleiben, meinte unser Guide, dass er erstmal zu einem kleinen Hotel im Nationalpark fährt und wir eine Tasse Kaffee trinken. Das Hotel sah wirklich fancy aus, ich persönlich würde mich dort aber nicht so wohl fühlen. Die Lage ist wunderschön aber die Einrichtung und die Art von Reisenden, die in einem solchen Hotel übernachten sind nicht so ganz mein Fall. Alle haben uns angeschaut, als kämen wir gerade irgendwo aus dem Busch. Genau genommen kamen wir das ja eigentlich auch aber es war trotzdem unangenehm so angeschaut zu werden. Es war natürlich auch eine seltsame Situation, wir waren alle nass, verdreckt, haben  wahrscheinlich etwas gestunken und sind in ein nobles Hotel spaziert, weil wir in den Drakensbergen feststecken. Na ja, immerhin gab es kostenloses Wlan und Kaffee, damit kann man ganz gut ein paar Stunden totschlagen.

Ich habe schon gesehen, wie wir in dem Hotel übernachten müssen. Das wäre selbstverständlich auch okay gewesen, vor allem, weil das Essen dort bestimmt wirklich gut gewesen wäre aber ich wollte eigentlich auch gerne wieder zurück in unseren Backpacker und mich in den Whirl Pool legen. Ändern konnten wir an der Situation so oder so nichts, deshalb haben wir uns damit abgefunden, dass wir einfach abwarten müssen. In der Zwischenzeit habe ich mit meiner Mom geskypet und dabei einige Tassen Kaffee getrunken. Das war wirklich schön! Ich liebe es mit meiner Familie zu skypen, es ist immer wieder toll. Bei dem Skype musste ich meiner Mutter aber mal ein bisschen in den Hintern treten, weil sie schon eine gefühlte Ewigkeit ihre Flüge für April buchen wollte und es immer noch nicht gemacht hatte. Je länger man wartet, desto teurer werden sie und wie ich schon mehrfach erwähnt habe freue ich mich total, dass ich im April endlich mal jemandem aus Deutschland das Land, in dem ich gerade arbeite und lebe zeigen kann.

Mittlerweile ist es zwar ziemlich einfach Erfahrungen mit anderen zu teilen aber so ganz das gleiche ist es natürlich trotzdem nicht. Ich kann mir gar nicht vorstellen wie das Leben ohne Social Media, ohne Whatsapp und Skype, ohne Google und ja insgesamt das Internet und Smartphones war. Mein gutes mittlerweile etwas über 3 Jahre altes Iphone 6s gibt glaube ich langsam den Geist auf.. An sich habe ich keine Probleme, es läuft immer noch super aber der Akku ist nicht mehr ganz, was er mal war. Jedes Mal, wenn mein Akku bei 1% ist bekomme ich einen kleinen Herzinfark, das sind die Momente, in denen man merkt, wie abhängig unsere Gesellschat mittlerweile von Smartphones und dem Internet ist. Wir haben immer noch kein Wlan zuhause, sind aber dran und ich muss sagen eigentlich hat es auch mal gut getan ein paar Monate zuhause kein Wlan zu haben aber unpraktisch war es schon. Ich habe mich zwar sehr schnell zuhause gefühlt aber das fehlende Wlan hat mir schon etwas zu schaffen gemacht.

Ich bin hier immer etwas im Zwiespalt, wenn ich darüber nachdenke, ob ich mein Handy wirklich mitnehmen möchte. Einerseits ist es total schön, wenn man mal nicht so vorsichtig sein muss und Angst um sein Handy haben muss, andererseits ist es auch wirklich riskant es nicht mitzunehmen, weil man sonst wirklich niemand erreichen kann. Außerdem mache ich super gerne Fotos und Videos, um die ganzen coolen Situation nicht zu vergessen. Seit dem neuen ios-Update kann man sehen, wie lange man sein Handy benutzt hat und wofür. Es zeigt mir sogar ab und zu an, wenn es irgendwelche Veränderungen gibt. Ich finde diese Funktion wirklich praktisch und versuche seit dem auch meinen Gebrauch etwas herunterzuschrauben, weil es so viele andere, total spannende Sachen gibt, die man machen kann. Wie beispielsweise zu lesen, zu kochen oder sich einfach mit den Mitbewohnern in den Garten zu setzten. In Deutschland war ich viel zu viel auf Instagram, es war immer das erste, was ich am Tag gemacht habe und auch das letzte, bevor ich eingeschlafen bin. Hier geht das aufgrund des fehlenden Wlans ja leider nicht und ja, es fehlt mir schon aber ich merke einfach, was für ein Zeitfresser Insta ist.

Ich finde es immer wieder schöne zu sehen, wie die Kinder hier im Township den ganzen Tag draußen spielen. Es ist zwar echt traurig, weil sie keine andere Wahl haben, weil die meisten für schicke Spielzeuge, geschweige denn Handys einfach zu arm sind aber es ist wirklich schön zu sehen, wie kreativ die Kinder hier teilweise werden. Ich habe das Gefühl, dass die Kinder in Deutschland immer mehr vereinsamen, weil sie fast nur noch an technischen Geräten hängen und viel zu selten einfach mal mit ihren Freunden raus gehen. Natürlich kann man das nicht so verallgemeinern, es gibt schon auch einige, die viel in der Natur sind aber irgendwie finde ich das sehr auffällig. Auch in meiner Library kann man sehen, wie viel Freude den Kids die Puzzles und Malbücher bringen, das finde ich echt schön.

Als ich da in dem Hotel in der übergroßen Jacke saß, völlig fertig und mit meiner Mom geskypet habe, kam irgendwann unser Guide und hat uns gesagt, dass die Blockaden weg sind und wir jetzt ohne Bedenken durch das Dorf durchfahren können. Gesagt, getan. Wir haben einen Großteil der Zeit damit verbracht „Entweder oder“ zu Spielen. Das Spiel ist wirklich cool um sich gegenseitig noch besser kennenzulernen und gleichzeitig zu testen, wie gut man einen andere Person schon kennt/ einschätzen kann. Besonders interessant ist es, wenn man wie wir zusammen wohnt und manchmal zusammen kocht, weil auch viele Fragen in Richtung Geschmack/Essen gehen. Wir hatten Fragen wie „Süß oder salzig?“, „Sommerregen oder Schnee?“ und „Eis oder Brownies?“. Außerdem haben wir uns gegenseitig Eissorten und andere Dinge zugeordnet und diese jeweils mit Charaktereigenschaften begründet. Es war total schön, ich liebe solche Momente mit meiner WG. Bei manchen Fragen ist es gar nicht einfach nicht darüber nachzudenken sondern in sekundenschnelle zu antworten.

Langsam wurde der Himmel dunkel und das nicht nur, weil es spät war. Erst hat es etwas anefangen zu tröpfeln und wir haben uns nichts dabei gedacht aber nur kurz darauf befanden wir uns mitten in einem Gewitter. Überall hat es geblitzt, der Regen prasselte auf unser Auto und außer den Blitzen war alles schwarz. Kein Licht, kein gar nichts. Etwas gruselig war es schon, insbersondere, weil unser Guide gerast ist. Zwischendurch hatten wir etwas bedenken, dass wir diese Fahrt überleben aber ist nochmal alles gut gegangen. Gewitter faszinieren mich und gerade, wenn ich in einem Auto sitze habe ich auch gar keine Angst. Etwas gruselig ist es trotzdem.

Als wir endlich wieder am Backpacker ankamen, war das Gewitter so gut wie verschwunden. Ich habe mir Bratkartoffeln gemacht, mein Chakalaka gelöffelt und mich danach wieder in meinen geliebten Whirl Pool begeben. Was ein erlebnisreicher Tag! In der Nacht habe ich super geschlafen und das obwohl wir eine riesige Spinne in unserem Zimmer gefunden haben. Wir haben sie unter dem Deckel unseres Mülleimers eingesperrt, weil ich sonst glaube ich kein Auge hätte zu machen können.

Der nächste Tag war mal ausnahmsweise ein richtig entspannter Urlaubstag. Wir habe alle richtig ausgeschlafen, ich habe mir etwas Zeit für meinen Blog genommen und habe nachmittags mit Lena einen relativ langen Spaziergang zu einem „Big Tree“ gemacht. Der Weg war kurz aber ganz schön. An einer Stelle sind wir durch eine Kuhherde gelaufen, das war etwas gruselig. Alle Kühe haben uns böse angeschaut und wir waren froh, als wir durch waren.

Am Big Tree haben wir eine nette, etwas ältere deutsche Lehrerin kennengelernt, die gerade ein Sabbathjahr in Afrika macht. Sybille war vorher einige Monate in Namibia und reist jetzt durch Südafrika. Zusammen haben wir versucht den Damm zu finden, haben uns dabei unter Stacheldrahtzäunen durchgequetscht, sind über Flüsschen gesprungen und haben uns nett unterhalten. Sie hat uns etwas zu unserem Freiwilligen Dienst ausgefragt und uns einige coole Geschichten von sich erzählt.

Zurück im Backpacker habe ich mich nach dem Essen noch einmal mit Charlie in den „warmen Raum“ gesetzt und den Rest des abends, wer hätte es gedacht,  wieder im Whirl Pool verbracht. Wir sind relativ früh ins Bett gegangen, weil wir am nächsten Morgen schon um 5 Uhr losfahren wollten. Wir hatten schließlich eine lange Reise vor uns.

Wir sind unglaublicherweise wirklich um 5 los gekommen und konnten so zumindest einen Teil der Strecke, bevor die Mittagshitze eingesetzt hat, hinter uns bringen. Ich war so müde, dass ich einen Großteil der Fahrt geschlafen habe. Eigentlich etwas schade, weil die Natur wieder total schön war. Erst waren die Berge richtig grün, später wurde es eher trocken und man hat sich gefühlt als wäre man irgendwo in Nevada oder Arizona in der Wüste. Dieses Mal sind wir nicht wieder rechts an Lesotho vorbei gefahren, sondern links über Cradock. Die Strecke war viel angenehmer, weil die Straßen deutlich besser waren.

Nach 969km waren wir von unserem ersten richtigen Urlaub zurück in PE. Wieder zu Hause. Wenn man sich überlegt, dass wir in der einen Woche so viel gefahren sind, dass wir mehr als 2 Mal komplett durch Deutschland hätten durchfahren können, crazy oder? Wir sind insgesamt 2169km gefahren und Tuckerchen hat gar keine Probleme gemacht. Wir haben echt etwas unsere Luft angehalten, weil gerade der Weg nach Coffee Bay sehr kritisch ist. Aber am Ende hat ja alles ziemlich problemlos geklappt.

Ich bin wirklich froh, dass wir diese Reise gemacht haben! Am Anfang, als wir unsere Bucketlist für dieses jahr geschrieben haben, hatten wir die Drakensberge als ein Ziel drauf geschrieben, das wir, wenn wir am Ende noch Urlaubstage übrig haben, ansteuern. Bisher war das definitiv eins meiner Highlights hier in Südafrika.

See ya:D

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